Wintersonnenwende (Jul)

Dies ist ein sehr wichtiges Sonnenfest. Die Sonnenwende kündigt den Wechsel der Jahreszeiten an. Ab heute werden die Tage wieder länger und die Sonne gewinnt täglich neue Kraft. Mit diesem Fest wurde den Menschen bewusst gemacht, dass sie nicht ewig in den Klauen des kalten Winters gefangen bleiben würden. Es war ein Fest der Hoffnung und des Lebens.


Die Legende erklärt den Grund für dieses Fest: Zur Wintersonnenwende gebiert die Göttin (die Große Erdmutter) den Gott (das Licht, die Zeugungskraft der Natur,Ing,Freyr). Dieser wird groß und zu Beltane, wenn die Natur auf dem Höhepunkt ihrer Fruchtbarkeit steht, ihr Mann. Daraufhin wird sie schwanger. Nun ist das Fortbestehen des Lebens gesichert und zur Herbsttagundnachtgleiche stirbt er, um zur nächsten Wintersonnenwende wiedergeboren zu werden. Auch diese uralte Legende hat die christliche Kirche übernommen. Deshalb wird Weihnachten gefeiert. In der Edda finden wir eine ähnliche Geschichte, nämlich die des Lichtgottes Balder. Er wird zwar nicht der Mann seiner Mutter Frigg, aber er ist der Inbegriff des Lichtes und der Reinheit und wird zur Sommersonnenwende getötet.


Und noch ein weiterer Mythos soll hier erwähnt werden: Die Sonnenwenden teilen das Jahr in eine "dunkle" und eine "helle" Hälfte. Um Odin ranken sich zahllose Mythen. Eine davon besagt, dass Odin mit List und Tücke der Riesin Rind oder Rinda ein Kind zeugt, nämlich Vali, der den Balder rächen soll. Frigg ist wütend, weil Odin wieder einmal ein Liebesabenteuer mit einer anderen Frau hatte und Odin geht freiwillig in die Verbannung (Wintersonnenwende). Bis zu seiner Wiederkehr regiert Ullr als würdiger Vertreter. Zur Sommersonnenwende kehrt Odin wieder und besteigt seinen Hochsitz, um die "helle" Jahreshälfte einzuläuten.


Die Rituale zur Sonnenwende haben alle die Aufgabe, der Sonne die Kraft zu geben, weiter um die Erde zu fahren und uns zu leuchten. Mit Rauchopfern, Gebeten und Feuer wollten die Menschen die Sonne zum Weiterziehen bewegen. Ihre größte Sorge war, die Sonne könnte stehenbleiben. Außerdem ist es ein Freudenfest: der Gott ist geboren und bringt das Licht zurück.


Jul ist ein Feuerfest. Überall brennen Lichter, Feuer und Kerzen. Viele heute noch ausgeübte Weihnachtsbräuche stammen aus alten vorchristlichen Zeiten, deshalb sind sie zum Julfest genauso aktuell wie vor tausend Jahren. Bäume, besonders Nadelbäume waren schon immer Symbole des Lebens. Das Schmücken des Julbaumes entstand aus dem Brauch, selbstgemachte Geschenke und Opfer für den Sonnengott an den Baum zu hängen.


Machen Sie sich doch einmal die Arbeit und basteln Sie mit Freunden, Kindern, der Familie oder auch allein kleine Geschenke für den Sonnengott. Legen Sie alle guten Wünsche in diese Geschenke hinein: ein gutes Jahr, Wärme, Licht, Freude und hängen Sie sie an einen Baum auf einer Lichtung. Sie werden sehen, dass sich Ihre Einstellung zum Leben und damit Ihr Leben selbst ändern wird. Sie lenken Ihre Gedanken in positive Richtungen und werden die Kraft, die Sie dem Gott schenken, verstärkt zurück bekommen.


Feuer, Kerzen und sonstige Lichter symbolisieren die Wiederkehr des Lichtes und setzen diesem Fest Glanzpunkte auf. Zu Jul wurden rituell die Herdfeuer gelöscht und mit dem Julscheit, einem Eichenscheit aus dem großen Julfeuer, wieder entzündet. Duftender Rauch gilt als Nahrung der Götter, deshalb wurde natürlich auch zu diesem Fest geräuchert, um dem Sonnengott soviel Kraft wie möglich zu geben. Die Mistel war wohl die heiligste Pflanze der germanischen Priesterschaft. Diese Pflanze ist heilig und steht im Zusammenhang mit dem Sonnengott. Deshalb wurden in alten Zeiten Mistelzweige als Fruchtbarkeitssymbole aufgehängt. Geblieben ist der Kuss unterm Mistelzweig.


Auch das Plätzchenbacken hat lange Tradition. Die runden Gebäckstücke symbolisieren den Kreis des Lebens und das Sonnenrad und gehören zum Julfest wie Met. Gerade Met ist ein Sonnengetränk. Nicht nur, dass er heilig und inspirierend ist- die Bienen sind Tiere der Sonne. Man glaubte früher, der Tanz der Bienen sei eine Huldigung an die Sonne und tatsächlich sind diese Insekten sehr von der Sonne und Wärme abhängig.


Feiern Sie einen Teil des Julfestes in freier Natur. Nachdem Sie Ihre Geschenke an den Baum gehängt haben, feiern Sie mit Ihm und umtanzen Sie ihn im Uhrzeigersinn. Entzünden Sie ein Feuer oder einige Kerzen und lassen Sie den Baum am Fest teilhaben.Danach kann das Fest drinnen weitergehen. Traditionelle Speisen und Getränke sind Met oder auch Apfelsaft, wenn es alkoholfrei sein soll, Truthahn oder Gans, Nüsse,runde Plätzchen und alle Arten von Gewürzkuchen, zu denen auch Stollen gehört.


Vielleicht sollte man aufhören, zu diesem Fest des Lebens Bäume zu Tausenden zu töten. Früher wurde ein lebender Baum in einem heiligen Hain zum Julbaum und entsprechend geschmückt. Als Dekoration für die Wohnung reichen auch Gestecke aus Zweigen, die man sehr schön schmücken kann. Hier kann auch wieder der Kranz zum Einsatz kommen. Er ist ebenfalls ein Symbol für den Lebenskreis und das Sonnenrad. Ein geschmückter Kranz aus Stechpalmenzweigen und den Zweigen von Nadelbäumen ist eine passende und symbolträchtige Juldekoration. Er kann mit vier Kerzen für die vier Himmelsrichtungen oder mit acht Kerzen für die acht Ecken des Himmels und die acht großen Feste geschmückt werden.

Copyright Eira 2001